Erneut hatte ich die Möglichkeit im Rahmen der Sommertour der GRÜNEN Kreistagsfraktion Groß-Gerau die Werkstätte der WfB Rhein-Main e.V. in Biebesheim zu besuchen. Auch wenn es verständlicherweise Kritik an Werkstätten für beeinträchtigte Menschen gibt, so wird immer wieder klar, wie glücklich viele der Mitarbeitenden sind und wie kreativ, leidenschaftlich und gemeinschaftlich sie ihrer Arbeit nachgehen. Vielen Dank an Herr Walther für die spannende Führung über das Gelände, die interessanten Einblicke und die Antworten auf unsere Fragen.
WfB steht für Werkstätten für Behinderte und stellt eine Beschäftigungs- und Integrationsmöglichkeit für Menschen dar, die auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt aufgrund ihrer Einschränkungen keine Beschäftigung erhalten können. Doch der WfB betreibt mehr als nur Werkstätten. An drei Standorten bietet der Verein auch Beratungs-, Wohn- und Betreuungsangebote für alle Altersklassen. Etwa 300 Personen kümmern sich um die derzeit etwa 500 im Betrieb beschäftigen Menschen. Für diese Beschäftigten stellt das Angebot des WfB meist mehr als nur einen Arbeitsplatz dar. Die Werkstätten und Angebote sind für viele der Lebensmittelpunkt.
“Wie sieht eigentlich der Alltag aus, für Menschen, die aufgrund von Einschränkungen nicht am normalen Arbeitsalltag teilnehmen können? Dieser Frage ging die Kreistagsfraktion der GRÜNEN des Kreises Groß-Gerau bei ihrem Besuch der Werkstätten für Behinderte in Biebesheim auf den Grund.
Pressemitteilung der GRÜNEN Kreistagsfraktion
Dass die Werkstätten heute nicht nur positiv gesehen werden, ist kein Geheimnis mehr. Der Diskurs beginnt schon mit dem Namen: „Werkstätten für Behinderte“. In einer Gesellschaft, die sich zunehmend um Inklusion bemüht, scheint dieser Name veraltet und so lernten die Fraktionär*innen, dass Vorallem die Angestellten hier den Begriff „Menschen mit Einschränkungen“ bevorzugen. Ein Namenswandel des Dachverbandes ist laut Vorstandsassistenten Steffen Walther auch schon in der Diskussion.
In dem ausführlichen Einstiegsgespräch mit Herrn Walther und dem in den Werkstätten tätigen Thomas Kann kam auch die geringe Entlohnung als Thema auf. Schließlich hat Deutschland mittlerweile einen Mindestlohn und die dort Arbeitenden verdienen deutlich weniger. Hier betonte der Vorstandsassistent nochmal, dass es sich hier mehr um eine Fördermaßnahme als um eine normale berufliche Tätigkeit handelt. Man müsse auch das ganze zusätzliche Rahmenprogramm für die Angestellten betrachten, hier kann man beispielsweise mittags Fußball spielen. Das bei den meisten Arbeitsplätzen sonst ja eher nicht möglich.
Beim Rundgang durch die Werkstätten machten die Fraktionär*innen Bekanntschaft mit den Betreuern einer Gruppe von sehr stark eingeschränkten Menschen, die gerade dabei waren einen Zaun für den kleinen Garten der Gruppe zu bauen. Hier wurde klar, wie wichtig die Arbeit hier sein kann, um ein sinnstiftendes und lebensfrohes Leben zu ermöglichen.
Auch einen Einblick in den wirklich beeindruckenden Werkraum mit all seinen Sägen, Bohrern, Pressen und anderen Maschinen gab es. Hier werden beispielsweise Transportkisten für Flugzeugrutschen hergestellt oder die am Flughafen absolut essentiellen Bremsklötze aus Holz. In leuchtendem Gelb sorgen diese dafür, dass die Flugzeuge in Parkposition auch dort stehen bleiben, wo sie sollen. Da es an diesem Tage gerade etwas ruhig in den Werkstätten war, waren die Angestellten im Werkraum gerade damit beschäftigt Folien von Abschnitten aus Acrylglas zu abzuziehen. Diese Stücke können nämlich nur dann eingeschmolzen werden, wenn sie von der Folie (die zum Kratzschutz dient) getrennt sind. Gerade für die GRÜNE Fraktion ist dies natürlich auch ein wichtiges Thema.
Kurz vor 12 merkte man dann langsam, wie sich Unruhe in die Werkstätten einschlich, die Näherei sich leerte und die Gruppe, die gerade damit beschäftigt war Programmhefte zusammenzustellen, langsam ihre Arbeit einstellte – schließlich warteten alle geduldig auf das Mittagessen. Bei dem leckeren Geruch der aus der Küche strömte, konnte man es auch niemanden verübeln.
Während die Angestellten leckeres Essen hatten, kamen für die Fraktion auch unangenehme Themen wie Personalmangel oder fehlende Förderungen auf den Tisch. Hier wird man sich weiter bemühen, dass so wichtige Institutionen auch in Zukunft ihren wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten können.
Die Fraktion freut sich auf jeden Fall schon auf den nächsten Besuch der vielfältigen Werkstätten.“